Clownin und Sterbebegleiterin – passt das eigentlich zusammen? Ja, sehr gut sogar. Weil es bei meinen Einsätzen als Clownin in der Klinik, oder wo auch immer, und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Sterbebegleiterin um Begegnungen mit Menschen geht. Begegnungen im Hier und Jetzt. Um den Moment. Um ganz DASEIN für den Menschen, den ich begleiten darf. Mit allen Sinnen fühlen und zulassen, gemeinsam aushalten. Was kann ich für dich tun, was wünschst du dir, was brauchst du gerade jetzt? Es geht um das Leben mit allen Facetten. Der Tod gehört dazu.
Meine erste Begleitung war die Begleitung meiner Mutter. Es war schwer und natürlich anders als bei heutigen Begleitungen. Ich war freigestellt und konnte die letzten vier Wochen ihres Lebens intensiv mit ihr verbringen. Wir hatten tiefe Gespräche, ich erfuhr Dinge aus ihrem Leben, von denen ich bis dahin gar nichts wusste. Sie ließ ihr Leben Revue passieren, ohne Filter. In ihr über wog Dankbarkeit für das, was sie hatte erleben und erfahren dürfen. Sie haderte nicht mit Krankheit und Schicksal, sondern hatte sich bewusst gegen weitere Therapien entschieden. Ich bewunderte ihre Entscheidung, die sie damals traf. Manchmal schwiegen wir auch gemeinsam, saßen im Garten oder tranken ein Glas Wein. Die Clownin blitzte hin und wieder durch und brachte etwas Leichtes hinein. Mama verstarb zu Hause im Kreise ihrer Kinder und Enkel.
Diese Erfahrung hat in mir ein Aufstehen bewirkt. Aufstehen für mein eigenes Leben, meine Träume und meine Berufung.
Martina Chervatin, 18. April 2021