Das Mittagessen am Sonntag hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter eingenommen. Sie saßen in ihrer Wohnung, alle zusammen an einem Tisch. Es gab Käsespätzle, ihr Lieblingsessen und sie hatte für ihre Verhältnisse sich viel davon von ihrem Sohn anreichen lassen und gegessen. Auch, wenn sie nicht mehr wusste, dass Käsespätzle ihr Lieblingsessen sind. Die langjährige Demenzerkrankung hatte diese Erinnerung aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Ebenso die Erinnerung an die Menschen, die da mit ihr am Tisch saßen. Aber sie war immer eine freundliche, ruhige Person und hat sich über jeden in ihrer Nähe gefreut. Nach dem Essen half ihr Sohn ihr zu einer kleinen Mittagsruhe ins Bett.
Das Wetter war sonnig und schön, also holte ihr Sohn sie ausgeruht wieder aus dem Bett und setzte sie in ihren Rollstuhl. Ihr Mann wollte ihren guten Tag nutzen und mit ihr ein bisschen im Ort Spazierengehen. Er schob sie zu einer Bank, sie blieb in ihrem Rollstuhl sitzen, er nahm auf der Bank Platz. So genossen sie beide eine Zeit lang die bereits wärmende März Sonne. Auf dieser Bank sitzen sie seit vielen, vielen Jahren zusammen. Nach einer Weile wird sie von ihm wieder Richtung ihres Hauses geschoben und dort auf dem Hof von ihrem Sohn empfangen. Sie sitzt etwas schief zur Seite geneigt im Rollstuhl, das schien ihrem Mann gar nicht aufgefallen zu sein.
Ihr Sohn nimmt ihren zierlichen Körper, um sie wieder gerade aufzurichten. Aber das braucht sie nicht mehr. Sie auf dem Weg nach Hause nach Hause gegangen. Ganz friedlich. Die Augen geschlossen und eingeschlafen. Für immer. An diesem sonnigen Tag im März.
Liebe Silke, das ist eine sehr schöne Geschichte, die du berichtest. Der Tod kam ganz friedlich daher. Ein schöner letzter Tag im Leben der dementen Mutter und Ehefrau. Das wirkt alles stimmig und ruhig, völlig unaufgeregt.
Liebe Grüße, Iris
Liebe Iris,
ja, so war es. Zwei Tage vor ihrem Tod war sogar der Friseur nochmal bei ihr. Schöner kann man es sich kaum wünschen.