Auferstehen – das erleben wir in der Hospizarbeit oft am Ende eines Lebens, bevor endgültig Abschied genommen werden muss.
Da war ein netter Herr, der so gerne Akkordeon gespielt und vorgespielt hat. Im jugendlichen Alter erhielt er Unterricht und hatte sich dann nach einem Umzug alles Weitere selbst beigebracht. Das war seine Passion, seine Leidenschaft. Er konnte mich davon begeistern und so kam es dann: Er hat gespielt und ich habe dazu gesungen, z. B. „Hoch auf dem gelben Wagen“ – bezeichnend für den Abschied, denn „der Wagen, der rollt“. Diese Tage waren so bereichernd, bis ich in einer darauffolgenden Woche zu ihm kam und er im Sterben lag. Er konnte sich nicht mehr verbal mitteilen, seine Augen erzählten mir dennoch eine ganze Menge. Den Ausdruck der Dankbarkeit werde ich nie vergessen, als ich mich von ihm verabschiedet habe und ihm gute Wünsche für seinen letzten Weg mitgegeben habe. Seine Familie blieb bei ihm und am Tag darauf war er verstorben. Ich bin ins Hospiz und habe mich verabschiedet. Da lag er, das Akkordeon neben ihm aufgestellt, mit einem Liederbuch in der Hand. Aus dem Liederbuch hatte er eine Woche zuvor noch gespielt und gesungen.
Da sehe ich das Auferstehen: das Vertrauen, was mir entgegengebracht wurde. Die Offenheit. Nähe zulassen. Sich einfach noch einmal, am Ende des Lebens, an dem Vergangenen zu erfreuen. Ich werde diese Begleitung nie vergessen.
Ute Fabrizius, 15. April 2021