Wer sich mit dem Sterben beschäftigt, muss sich mit dem Leben beschäftigen. Es betrifft uns alle. Und es findet nicht erst in weiter Ferne statt, sondern in jedem Augenblick. Trennungen, zerbrochene Freundschaften, schlimme Nachrichten, Jobwechsel, Krankheit, das Altern… Hier geht über etwas unwiderruflich zu Ende.

Der Tod lädt uns also eigentlich schon unser ganzes Leben lang dazu ein, ihn kennen zu lernen. Warum stoßen wir ihn so oft von uns weg, lenken uns ab oder rennen davon? Viel angemessener wäre es doch, kurz inne zu halten, wenn er uns begegnet. Ihn vielleicht auf einen Kaffee einzuladen. Wir könnten ihm bei der Gelegenheit von unserem Schmerz erzählen. Und von der Wut. Den Fragen, den Sorgen und der Traurigkeit. Vielleicht würde die ein oder andere Träne kullern.

Nach dem Kaffee könnten wir uns dann freundlich von dem Tod verabschieden und weiter unsere Wege gehen. Und wenn er uns das nächste Mal begegnet, dann wäre er uns schon etwas vertrauter.

Kerstin Slowik, 24. August 2021