„Hospiz kann mehr.“ Hospiz kann mehr? Mehr als was denn eigentlich?

Ich stolpere etwas über das Motto des diesjährigen Welthospiztages. Wer definiert denn, was Hospizarbeit kann? Und reicht das, was sie kann, denn nicht aus? Muss sie unbedingt „mehr“ können? Kann sie nicht ohnehin schon enorm viel?

Seit 16 Jahren arbeite ich hauptberuflich in der Hospizarbeit und mein hospizlicher „Rucksack“ ist prall gefüllt mit dem, was ich in unzähligen Begegnungen mit Menschen erfahre: mit Herzlichkeit, beeindruckendem freiwilligen Engagement, Sensibilität, Vielfalt, Dankbarkeit, Begeisterung, Nächstenliebe, Offenheit, Vertrauen, Achtsamkeit, Selbstreflexion, Verletzlichkeit, Hoffnung, Einfühlungsvermögen und sprudelnder Kreativität. „Mehr“… geht das überhaupt?

Diesen imaginären Hospiz-Rucksack trage ich eigentlich immer auf meinem Rücken mit mir herum. Er hat mich geprägt – meine Art zu denken, zu handeln, durchs Leben zu gehen. Ich kenne auch andere Menschen innerhalb der Hospiz- und Palliativarbeit, denen es da sehr ähnlich geht. Aber, wenn ich mit Menschen außerhalb von hospizlichen Kontexten zu dem Thema ins Gespräch, dann sehen sie diesen Rucksack und seine Inhalte oft nicht. Wie auch? Er ist ja geschlossen – und außerdem unsichtbar. Da höre ich auch nach all den Jahren häufig noch Aussagen und Fragen wie „Ohje, ist das nicht wahnsinnig schwer in diesem Job?“, „Da beschäftigst du dich ja immer nur mit dem Tod.“, „Nein, ich könnte das nicht.“, „Respekt, dass du das aushältst!“…

Solche Reaktionen sind für mich nach wie vor befremdlich. Denn die Sichtweisen, die mir hier von außen entgegengebracht werden, passen nicht zu dem, wie ich selbst meine Arbeit erlebe. Es fällt mir dann oft schwer, mit wenigen Sätzen darauf zu antworten und dabei dem gerecht zu werden, was ich empfinde. Und in diesen Momenten wünschte ich irgendwie, einfach mal meinen hospizlichen Rucksack hervor holen zu können, ihn zu öffnen und all mein wertvolles Gepäck zu präsentieren. Und ja… Dann fühle ich auch diese Worte: „Hospiz kann mehr!“

„Hospiz kann mehr.“ – Was sind deine Gedanken dazu?

Kerstin Slowik