Das letzte EKG – Was nun?
Die Zacken werden breit, sehr breit.
Und langsam. Langsam werden sie auch.
Langsam und breit, nur wenig Zeit steht noch bereit.
Wollt er doch gar nicht zu uns kommen – zu Hause war‘s, er war benommen
Und es wollte wer was tun. Was nun?
Die Uhr zurück, kein Glück, bei dem Versuch, Getanes wieder un–zu–tun. Und nun?
Unerbittlich, schritt–für–schrittlich, hebt und senkt der Brustkorb sichtlich
oder wird gehoben und gesenkt. Wird hier nun neue Zeit geschenkt? Oder nur vertan?
Wer konnt’ es ahn? Und dann nichts tun? Was nun?
Es braucht ne führend warme Hand und viel Verstand
und noch mehr Herz. Den Schmerz auf viele Schultern teilen und doch nur kurz darin
verweilen und am Trauerbeistand feilen. Zu heilen gibt es hier nichts mehr, so sehr
man mag, sag was zu tun, was nun?
Normalzustand erreichen, doch wird es dann nicht bald entweichen,
das Leben, die Kraft? Doch, aber er will nicht, dass man‘s schafft,
Entscheidung schon getroffen, es brauchte nur ein offen–es Ohr,
vor allem aber auch ein Herz und viel Verstand. Denn nur wer gewandt
und wissend tun kann, der kann auch lassen, mit Gewissen, ab und an. Was nun?
Nun dann, sag an, sag wann, man kann
nur noch die Hände reichen, das „nur“ das kann man streichen,
die Hand ist warm und reich, jetzt gleich,
aus breit und langsam wird es flach und stoppt.
Achim Kress