Die drei Federn

Es war einmal ein alter König, der fühlte, dass er nicht mehr lange leben würde, und so wollte er sein Reich einem seiner drei Söhne übergeben. Aber welchem? Drei Federn sollen die Himmelsrichtungen bestimmen, nach denen die Söhne ausschwärmen sollen, um Aufgaben zu erfüllen. Möge der beste gewinnen! Erster Preis: Regierungsgeschäfte und Staatsverantwortung lebenslänglich! Zwei der Söhne reisen nach Osten und Westen. Du kannst Dir denken, dass dem dritten, dem Dummling, ein anderer Weg bestimmt ist. Der Dummling reist nach unten. Er reist nach innen. Er steigt hinab in die Erde, hinab in die Welt der Erdkröten. „Jungfer grün und klein, Hutzelbein! Hutzelbeins Hündchen, hutzel hin und her, geschwind, lass seh’n wer draußen wär?“ – so wird er begrüßt, und ich habe diese Zeile als Kind geliebt und liebe sie noch heute! Keine Fanfaren und rasselnd herabgelassenen Zugbrücken! Keine Staatsempfänge mit Militärkapelle! Eine leise, wuselige, schrullige Neugier empfängt Dich, wenn Du dort hinuntersteigst. Eine aufmerksame Zuhörerschaft, der Du Dich anvertrauen kannst, der Du leise sagen darfst, was Du Dir wünschst. Was ist Dein heimlicher Wunsch?

Konstanze Ebel